So heißt ein nettes kleines Buch im praktischen quadratischen
Format, fest gebunden, und für nur 9,95 Euro bei Prestel erschienen. Autor
ist Florian Siebeck, ein
Berliner Journalist, der von der Berliner Morgenpost über F.A.Z. und AD
(Architectural Digest) für verschiedene Medien als freier Autor, v.a. im
Online-Journalismus, tätig ist.
Florian
Siebeck
Tiny
Hotels. Kleine Quartiere für große Tage
Hardcover,
Pappband, 224 Seiten
17x17 cm, 230 Fotos
ISBN:
978-3-7913-8671-3
Prestel Verlag
München 2020
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Central Hotel&Café, Kopenhagen |
"Tiny Hotels" enthält eine exklusive Auswahl von 40
Unterkünften. Ein Auswahlkriterium ist die Geografie (über die ganze Welt
verteilt): acht Unterkünfte befinden sich auf dem amerikanischen Kontinent, 20
in Europa, vier in Afrika, sieben in Asien und eines in Australien. Ein anderes
Kriterium ist Exklusivität und Besonderheit. Wer einen ganz besonderen
Hotel-Tipp sucht, ist hier gut bedient, vor allem Jene, die nach einer
ultimativen, einmaligen, noch-nie-dagewesenen Übernachtungsmöglichkeit suchen
(und vermutlich auch bereit sind, viel Geld auszugeben). Die meisten der
genannten Plätze verfügen jeweils nur über wenige Zimmer, manche haben sogar nur
eines zu bieten. Oft sind die Gebäude, in denen sie sich befinden
außergewöhnlich oder die Chalets/Häuser/ Suiten oder Zimmer sind ganz besonders
eingerichtet und gestaltet. Viele davon bieten die Exklusivität der Einsamkeit, ohne
auf Luxus und Hotelkomfort verzichten zu müssen.
Aufgebaut ist das Buch so, dass auf jeweils eine Textseite mit kleiner Lokalisierungskarte, mehrere
Fotos von Innen und Außen, von Details und im Ganzen, folgen. Beschrieben
werden oft auch die abenteuerlustigen, kreativen Besitzer/Betreiber der Unterkünfte,
die das Besondere lieben – teils modern-schlicht, teils edel-elegant, immer
klein und ausgefallen.
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Caldera House, Teton Village USA
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Beispielsweise wird das Hotel
Covell in Los Angeles, ein beschauliches Boutiquehotel mit neun Zimmern,
die "Kapitel" genannt werden, und von denen jedes anders gestaltet
ist. Das Caldera House steht im Grand Teton National Park (Teton Village) und
ist ein großzügiges Chalet mit acht Suiten von je mindestens 140 qm und viel
modernem Understatement. Zehn Suiten stehen in der ehemaligen Villa von Gianni
Versace (er wurde 1997 dort erschossen) Gästen zur Verfügung. In der Villa
Casa Casuarina in Miami Beach/USA sind die Extrovertiertheit, Glanz und Glamour des vormaligen
Besitzers noch deutlich spürbar.
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Robins Nest Baumhaus
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Kontrastprogramm an der Küste von
Chile, direkt am Sandstrand, im Hotel Alaia mit zwölf Suiten. Das Gebäude
duckt sich in ein Naturschutzgebiet, die Möbeln stammen von lokalen Handwerkern.
Alle Bungalow verfügen über Außenterrassen und direkten Pazifikzugang und ein Slow-Food-Restaurant
gehört ebenfalls dazu. Sehr ungewöhnlich ist auch Le
Collatéral in Arles: vier Zimmer hinter mittelalterlichen Mauern, die einmal
als Kirche fungierten, mit Salon und Bibliothek, alles eher
minimalistisch-schlicht. Das ganz besondere Übernachtungserlebnis bieten zwei
Hirtenwagen in Piercebridge/GB (The Hut B&B), aber auch Robins
Nest Baumhaushotel in Witzenhausen (fünf Baumhäuser, eine Blockhütte) und zwei
weitere Baumhäuser in Arlena di Castro in Italien (La Piantata).
Alternativ gibt es dort auch Zimmer und Apartments.
Großes Himmelskino gibt's im Norden
von Norwegen, in der Arktis, auf einer kleinen Insel in einem Leuchtturm. Litloy
Fyr hat drei Zimmern und eine Suite zu bieten – einsamer und grandioser geht
es fast nicht mehr! Der Turm ist übrigens auch auf dem Buchcover abgebildet.
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Litloy Fyr - Übernachten im Leuchtturm
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Tainaron Blue, ein alter Wehrturm in Mani/GR
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Das One Room
Hotel in Prag bietet durch die Fensterwand Topausblick auf die Stadt, die Villa
Antoinette nahe Wien das Flair einer traditionellen Sommerfrische und der
Palazzo Bozzi Corso in Lecce/Apulien lässt einen an Goethes Italienische Reise
denken. In Mani/Griechenland stehen drei Suiten in einem alten Wehrturm (Tainaron
Blue) zum Übernachten zur Verfügung und in Vora auf Santorin wurden wurden
drei Villen aus dem Vulkafels gehauen, alle mit unverstelltem Blick aufs
Ägäische Meer.
Die Giraffe Manor (12
Zimmer) trägt ihren Namen zu Recht: Das Herrenhaus steht auf dem Grund eines
Auswilderungsprojektes für Rothschild-Giraffen, am Rand von Nairobi/Kenia, und auf dem Weg zum nahen Nationalpark schauen
hier tatsächlich regelmäßig Giraffen vorbei. Die Shipwreck Lodge in
Namibia heißt so wegen der Art der Holzkonstruktion der zehn Chalets. Diese
sind höchst luxuriös ausgestattet und liegen direkt an der
"Skelettküste".
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Wie Schiffswracks, nur viel komfortabler: die Shipwreck Lodge in Namibia
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Pumphouse Point |
In Bhutan, dem letzten Königreich
im Himalaya, in einem üppig grünen Tal, befindet sich Como Uma Punaka: ringsum
die neun Zimmer und zwei Villen unberührte Natur und zur weiteren Entspannung ein
Spa. Noch einsamer: Pumphouse Point in Tasmanien, mit 12 Zimmern auf
dem See und sieben an Land. Am Ende eines langen Stegs wohnen Gäste in einem
Art-déco Gebäude auf dem Lake St. Clair, umgeben von unberührter Gebirgswelt
mit Wäldern und Stränden.
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Zu Land (hier) oder auf dem Wasser: Zimmer des Pumphouse Point ©Adam Gibson |
Das Trunk (House) in Tokio im traditionellen
Geisha-Viertel Kaguarzaka vereint Tradition und Moderne aufs Perfekteste. In
diesem Haus-Hotel mit Innenhof kommen werden die im Esszimmer servierten
Mahlzeiten von einem Privatkoch zubereitet.
Im Anhang des Buches werden in
alphabetischer Anordnung die Adressen und Webseiten zu den einzelnen
Unterkünften angegeben. Man hätte sich vielleicht dazu noch wenigstens grobe Anhaltspunkte
zu den Preisen der genannten Herbergen gewünscht. Ansonsten, es kann losgehen, Frage ist nur noch: Baumhaus oder Insel?
©Fotos: Prestel Verlag München
©Text: Dr. Margit Brinke