Therese Anne Fowler, Z. A novel of Zelda Fitzgerald


Therese Anne Fowler, Z

A novel of Zelda Fitzgerald

ISBN-10 : 9781250028662

ISBN-13 : 978-1250028662

Taschenbuch : 400 Seiten

Hsg.: Macmillan USA 2013

Sprache: Englisch

 

Dieser unterhaltsame, temporeiche und zum Nachdenken anregende Roman ist bisher (leider) nicht auf Deutsch erschienen. Er spielt in einer anderen Zeit, in den Roaring Twenties, den turbulenten 1920er-Jahren in New York City, aber auch in Frankreich, und seine Bühne ist die intellektuelle „High Society“. 

 

Jeder kennt Francis Scott Key Fitzgerald (1896–1940) und sein Erfolgswerk "The Great Gatsby" (Der große Gatsby, 1925), der 2013 mit Leonardo DiCaprio verfilmt wurde. Der hierzulande weniger bekannte erste Roman des amerikanischen Schriftstellers  hieß "This Side of Paradise" (Diesseits vom Paradies) und diesen hat Fitzgerald 23-jährig, Ende März 1920, veröffentlicht. Er machte ihn innerhalb kurzer Zeit berühmt, geriet dann jedoch in den 1930ern in Vergessenheit und wurde erst später wiederentdeckt.

 

Vom Großen Gatsby zu Zelda

In dem Roman „Z“ von Therese Anne Fowler, um den es hier gehen soll, steht jedoch nicht der Autor, sondern seine Frau Zelda Sayre – „Z“ steht für Zelda – im Vordergrund. Wie im Great Gatsby geht es auch hier um Themen wie Dekadenz, Ausschweifungen und soziale Umbrüche vor dem Hintergrund der „Roaring Twenties“, um Wirtschaftswachstum und Prohibition.

 

Zelda war weit weniger bekannt als ihr berühmter Mann, dabei war sie die treibende Kraft in der Partnerschaft. Sie war seine schillernde, temperamentvolle, stets Aufsehen erregende, aber auch energische Lebenspartnerin, die es intellektuell wie künstlerisch leicht mit ihm aufnehmen konnte. Sie war zudem seine Lektorin und Beraterin.

 

Fitzgerald hatte es als junger Armee-Lieutenant im ersten Weltkrieg 1918 nach Montgomery/Alabama verschlagen, wo er das Herz einer aufrührerischen Southern Belle aus konservativer Familie namens Zelda Sayre eroberte. Nach seinem ersten Bucherfolg „entführte“ er die 19-Jährige nach New York City und heiratete sie 1920 in der  St. Patrick's Cathedral. Von da an wurde wild gefeiert und getrunken, erst in New York, dann in Frankreich, wo Scott an seinem nächsten Roman arbeitete.

 


Leben und Feiern in den Roaring Twenties

„Sometimes“, so F. Scott Fitzgerald, „I don't know whether Zelda and I are real or whether we are characters from one of my own novels“. Es ist eine ganz besondere Love (& Hate) Story, die in den turbulenten Zwanziger Jahren spielt, in denen der Jazz aufblühte und der Frauentyp der „Flapper“ aufkam – unkonventionelle junge Damen, die kurzen Bob und kurze Röcke trugen und voll ins Gesellschaftsleben eintauchten. Es war die Zeit nach dem ersten Weltkrieg, als Normalität einkehrte und Errungenschaften wie Auto, Telefon, Radio oder Kino das Leben wieder lebenswert machten. Industrie und Wirtschaft blühten auf und Kultur und Lebenskunst erhielten neuen Stellenwert. Erst der Wall Street Crash 1929 beendete die Blütezeit und ließ die Great Depression folgen.


Die Fitzgeralds verkehrten in der High Society, in New York, Paris und an der Cote d’Azur. Man traf sich im Sommer mit Picasso, Cole Porter, Gertrude Stein, Alice B. Toklas, Ezra Pound und Jean Cocteau, feierte und knüpfte Kontakte. Scott Fitzgerald pflegte eine enge Freundschaft mit Hemingway (Foto rechts), den Zelda wiederum nicht leiden konnte (und vice versa). Zelda war nicht nur eine exzentrische Schönheit, sondern auch selbst eine kreative, Frau, literarisch und künstlerisch begabt und vor allem eine vielversprechende Tänzerin. Allerdings wurde sie im Verlaufe ihrer turbulenten Ehe, aus der eine Tochter hervorging, mehr und mehr zur missverstandenen, unterdrückten Partnerin, deren eigener Roman niedergemacht wird und die sich ihrem geltungssüchtigen, immer zweifelnden, gefühlskalten und alkoholsüchtigen Gemahl beugen musste. 

Anfänglich ist im Roman die Stimmung heiter und ausgelassen, alkoholselig und ausschweifend, sie wird aber im Laufe der Partnerschaft und der beruflichen und charakterlichen Entwicklung von F. Scott Fitzgerald immer melancholischer und düsterer. Vor allem Zeldas Leben verändert sich, sie wird depressiv. Von junger, stürmischer Liebe ist bald keine Spur mehr da, an ihre Stelle treten Unterdrückung, Bosheiten, Seitensprünge, Alkoholsucht und Krankheit.

 

Von Frauenpower noch keine Spur

Das Buch ist eine lebhafte Beschreibungen der damaligen Gesellschaft, von Glanz und Glamor, Oberflächlichkeit und Exzessen. Es zeigt aber auch die geringe Wertschätzung und die Unterdrückung von Frauen in dieser Zeit. Letztendlich scheitert Zelda daran, sich aus dem „Zwangskorsett“ zu befreien und selbst zu verwirklichen. Das Ende steht im Zeichen von Alkoholismus bei F. Scott Fitzgerald und einer psychischen Erkrankung, wohl schwere Depressionen, bei Zelda. Ab 1930 wird sie immer wieder, teils gegen ihren Willen, in psychiatrische Kliniken eingewiesen und häufig falsch behandelt bzw. sogar misshandelt.

 

F. Scott Fitzgerald starb 1940 im Alter von nur 44 Jahren in der Überzeugung, sein Lebensziel verfehlt zu haben, nämlich sich als bedeutender Autor seiner Zeit zu beweisen. Zelda kam 48-jährig, 1948, beim Brand eines Hospitals um, in dem sie sich wieder einmal zur Genesung aufhielt. Die Tochter, die bezeichnenderweise nach dem Autor benannt wurde, Frances Scott Fitzgerald (1921–1986), wurde Journalistin, Autorin und prominentes Mitglied der Demokratischen Partei.

 

Hinweis: Unter dem Titel Z: The Beginning of Everything“ zeichnet eine US-amerikanische Fernsehserie, die es bei Amazon Prime Video zu sehen gibt, das Leben von Zelda nach.

 

© Text/Fotos: MB-PK

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